Zur Übertragung innerstaatlicher Begriffe und Rechtsgrundsätze in das Völkerrecht

The present study is based on the finding that national law concepts are used to portray facts in international law as well as to conceptualize phenomena in the international legal order. This process contributes to the continuous development of international law, the transferred concepts being formed in accordance with long-standing national legal experience. Hence, the international legal order benefits from progress in national law. However, problems may arise from the fact that the domestic legal concepts in question have been developed in and for national law, i.e. for a different legal system based on particular legal assumptions. This study's central question is therefore, whether concepts, whose provenience and normative meaning are rooted in the domestic law, can also adequately be used on the public international legal level and which methodological prerequisites must be met for a transfer of national law concepts into international law to work.

Ausgangspunkt der vorliegenden Untersuchung ist die Feststellung, dass das Völkerrecht Begriffe aus dem innerstaatlichen Recht benutzt, um völkerrechtliche Tatbestände zu erfassen und Erscheinungen in der völkerrechtlichen Ordnung zu konzeptualisieren. Diese Übertragung kann die Weiterentwicklung der völkerrechtlichen Ordnung befördern, da Begriffe verwendet werden, die sich nach langer Erfahrung im Rahmen ihrer Anwendung im innerstaatlichen Recht ausgebildet haben. Problematisch hierbei erscheint jedoch, dass die Begriffe im innerstaatlichen Recht als einem nicht nur unterschiedlichen, sondern andersartigen Rechtssystem geprägt wurden. Die Untersuchung befasst sich daher zentral mit der Frage, ob Begriffe, die ihren Ursprung oder ihre Prägung im innerstaatlichen Kontext erfahren haben, auch auf völkerrechtlicher Ebene adäquat verwendet werden können und welche methodologischen Voraussetzungen in diesem Fall für eine Übertragung der innerstaatlichen Begriffe ins Völkerrecht zu beachten sind.