Anwaltsaufsicht; Disziplinarverfahren; Verwarnung; Anspruch auf öffentliche Gerichtsverhandlung in Disziplinarverfahren nach BGFA; Bundesgericht, II. öffentlich-rechtliche Abteilung, Urteil 2C_204/2020 vom 3. August 2020 (zur Publikation vorgesehen), A. gegen Anwaltsaufsichtsbehörde des Kantons Bern

Das Disziplinarverfahren nach dem Bundesgesetz vom 23. Juni 2000 über die Freizügigkeit der Anwältinnen und Anwälte (Anwaltsgesetz, BGFA) betrifft aufgrund der in Art. 17 Abs. 1 BGFA vorgesehenen Sanktionen eine Streitigkeit über zivilrechtliche Ansprüche nach Art. 6 Ziff. 1 EMRK. Somit besteht im Disziplinarverfahren ein Anspruch auf die entsprechenden Verfahrensgarantien aus der EMRK. Wenn in erster Instanz kein Gericht, sondern eine Verwaltungsbehörde entscheidet, müssen die Verfahrensrechte mindestens einmal im Rechtsmittelverfahren vor Gericht gewährleistet werden. Selbst wenn im Rechtsmittelverfahren aufgrund des anwendbaren Prozessrechts kein Berufsausübungsverbot mehr zur Debatte steht, ändert dies nichts an der Qualifikation des Verfahrens als zivilrechtliche Streitigkeit. In diesem Fall besteht der Anspruch auf eine öffentliche Verhandlung vor Verwaltungsgericht.