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Steuerattraktivität und Finanzielle Steuerung der Stadt St. Gallen. Studie im Auftrag des Gewerbeverbandes der Stadt St. Gallen
Type
work report
Date Issued
2020-09-27
Author(s)
Gemperle, Basil
Research Team
IMP Puma
Abstract (De)
Die Stadt St. Gallen besitzt bezüglich Lebensqualität viele positive Eigenschaften. Aus finan-zieller Perspektive hingegen ist St. Gallen kein Magnet, wenn die durch die Stadt beeinfluss-baren Kosten mit anderen Städten verglichen werden. Gegenüber Winterthur und Luzern, die hier verglichen wurden, fällt St. Gallen durch hohe Belastungen für private Haushalte auf. Der Wettbewerbsnachteil wird allerdings durch tiefe Mieten ausgeglichen, die das Wohnen in der Stadt attraktiv machen können. In Summe sind die drei Städte damit vergleichbar, St. Gallen könnte aber durch eine Senkung der Steuern einen Vorteil gewinnen.
Die Instrumente der finanziellen Führung scheinen uns wenig geeignet, um eine strategische Steuerung durch die Politik zu unterstützen. Die Investitionsplanung ist umfassend, aber sehr detailliert. Das Budget und die Rechnung sind ebenfalls sehr detailliert, während der Jahres-bericht (inkl. jener der Stadtwerke) viele Dinge erklärt, aber kaum einen systematischen Bezug zur finanziellen Situation herstellt. Die Darstellung der Beteiligungen entspricht weitgehend üblichen Standards, wobei wir eine transparente Darstellung der grösseren Risiken vermissen. Wir empfehlen daher die Einführung einer leistungsbezogenen Budgetierung mit aussagefä-higen Kennzahlen, einer Aufgaben- und Finanzplanung sowie eines modernen Beteiligungs-managements für die städtischen Betriebe.
Die Planung und Berichterstattung grösserer Projekte haben wir anhand der Beispiele «Fiber to the home» und «Fernwärme» analysiert. Das Projekt «Fiber to the home» ist bezüglich Pla-nungsmethodik, Projektcontrolling und Berichterstattung an die politischen Gremien aus un-serer Sicht vorbildlich, kann aber vor allem durch die Quersubventionierung aus dem Smart Metering ökonomisch gerettet werden. Im Projekt «Fernwärme» sollte eine höhere Frequenz der Aktualisierung von Plan-Eckwerten erfolgen, damit die für den Business Plan relevanten Annahmen und deren Auswirkungen transparenter dargestellt werden. Hier zeigt sich Hand-lungsbedarf.
Die allgemeine Finanzlage der Stadt befindet sich bis 2018 im Schweizer Mittelfeld. Sowohl die Benchmarking-Studie der Schweizer Städte wie auch die Finanzkennzahlen der Rechnun-gen zeigen, dass St. Gallen mit den Kosten tendenziell über dem Mittel vergleichbarer Städte liegt und dass die finanzielle Situation besser sein könnte. Sorgen bereitet hingegen der Aus-blick in die nahe und mittelfristige Zukunft, sind doch die Zahlen 2019 deutlich schlechter als zuvor, und der durch COVID-19 verursachte absehbare Einbruch bei den Steuern dürfte die Situation weiter verschlechtern. Hier sind deutliche politische Massnahmen eingeleitet, was aus finanzieller Sicht zu begrüssen ist.
Abschliessend ist festzuhalten, dass die vorliegende Analyse mit einem sehr hohen Aufwand verbunden war. Es ist selbst für jemanden, der in der Interpretation von Rechnungszahlen geübt ist, bisweilen hoch komplex, die richtigen Zahlen zu finden und in eine interpretierbare Struktur zu bringen. Wie dies eine Stadträtin oder ein Stadtrat, geschweige denn ein Mitglied des Stadtparlamentes, unter normalen Umständen schaffen soll, ist uns ein Rätsel. Aus unserer Sicht muss die Stadt hier einen Weg finden, um diese Zusammenhänge auf verständliche und transparente Weise aufzuzeigen, ohne dass jemand eine Ausbildung in öffentlichem Rech-nungswesen absolvieren muss.
Die Instrumente der finanziellen Führung scheinen uns wenig geeignet, um eine strategische Steuerung durch die Politik zu unterstützen. Die Investitionsplanung ist umfassend, aber sehr detailliert. Das Budget und die Rechnung sind ebenfalls sehr detailliert, während der Jahres-bericht (inkl. jener der Stadtwerke) viele Dinge erklärt, aber kaum einen systematischen Bezug zur finanziellen Situation herstellt. Die Darstellung der Beteiligungen entspricht weitgehend üblichen Standards, wobei wir eine transparente Darstellung der grösseren Risiken vermissen. Wir empfehlen daher die Einführung einer leistungsbezogenen Budgetierung mit aussagefä-higen Kennzahlen, einer Aufgaben- und Finanzplanung sowie eines modernen Beteiligungs-managements für die städtischen Betriebe.
Die Planung und Berichterstattung grösserer Projekte haben wir anhand der Beispiele «Fiber to the home» und «Fernwärme» analysiert. Das Projekt «Fiber to the home» ist bezüglich Pla-nungsmethodik, Projektcontrolling und Berichterstattung an die politischen Gremien aus un-serer Sicht vorbildlich, kann aber vor allem durch die Quersubventionierung aus dem Smart Metering ökonomisch gerettet werden. Im Projekt «Fernwärme» sollte eine höhere Frequenz der Aktualisierung von Plan-Eckwerten erfolgen, damit die für den Business Plan relevanten Annahmen und deren Auswirkungen transparenter dargestellt werden. Hier zeigt sich Hand-lungsbedarf.
Die allgemeine Finanzlage der Stadt befindet sich bis 2018 im Schweizer Mittelfeld. Sowohl die Benchmarking-Studie der Schweizer Städte wie auch die Finanzkennzahlen der Rechnun-gen zeigen, dass St. Gallen mit den Kosten tendenziell über dem Mittel vergleichbarer Städte liegt und dass die finanzielle Situation besser sein könnte. Sorgen bereitet hingegen der Aus-blick in die nahe und mittelfristige Zukunft, sind doch die Zahlen 2019 deutlich schlechter als zuvor, und der durch COVID-19 verursachte absehbare Einbruch bei den Steuern dürfte die Situation weiter verschlechtern. Hier sind deutliche politische Massnahmen eingeleitet, was aus finanzieller Sicht zu begrüssen ist.
Abschliessend ist festzuhalten, dass die vorliegende Analyse mit einem sehr hohen Aufwand verbunden war. Es ist selbst für jemanden, der in der Interpretation von Rechnungszahlen geübt ist, bisweilen hoch komplex, die richtigen Zahlen zu finden und in eine interpretierbare Struktur zu bringen. Wie dies eine Stadträtin oder ein Stadtrat, geschweige denn ein Mitglied des Stadtparlamentes, unter normalen Umständen schaffen soll, ist uns ein Rätsel. Aus unserer Sicht muss die Stadt hier einen Weg finden, um diese Zusammenhänge auf verständliche und transparente Weise aufzuzeigen, ohne dass jemand eine Ausbildung in öffentlichem Rech-nungswesen absolvieren muss.
Language
German
HSG Classification
contribution to practical use / society
Publisher
IMP-HSG
Publisher place
St. Gallen
Pages
66
Subject(s)
Contact Email Address
kuno.schedler@unisg.ch
Eprints ID
260853