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Die neuen Kreativen - Neue Arbeitsplätze durch Spin-offs?
Type
newspaper article
Date Issued
2000-01-01
Author(s)
Wilhelm, Beate
Abstract (De)
Die Hauptaufgabe von Hochschulen liegt seit jeher darin, hochqualifizierte Arbeitskräfte für die Wirtschaft und die öffentliche Hand auszubilden. Neuerdings gesellt sich eine weitere wichtige Aufgabe dazu, nämlich durch Unternehmensgründungen aus den Hochschulen heraus für neue, hochqualifizierte Arbeitsplätze zu sorgen. Inwieweit aber kümmern sich die Hochschulen um diese Aufgabe? Für Hochlohnländer in westlichen Industriestaaten stellt hochqualifiziertes Personal eine strategische Ressource dar. Deshalb sind Investitionen in das Humankapital sehr wichtig und ihre Bedeutung wird künftig sogar noch steigen - auch wenn die Ausbildungs- und Forschungsausgaben der öffentlichen Hand diese Bedeutung nicht immer widerspiegeln. Die Hochschulen spielen in diesem Prozess der Humankapitalbildung eine zentrale Rolle: Sie dienen der Verbesserung des Wissenskapitals der Bevölkerung ( = Investition), um damit die Innovations- und Leistungsfähigkeit der Wirtschaft in mittel- bis langfristiger Hinsicht zu stärken ( = Ertrag). Abgängerinnen und Abgänger der Hochschulen bringen das erworbene Wissen mit in ihr neues Arbeitsumfeld. Dieser 'Wissenstransfer über Köpfe' reicht aber angesichts der Veränderungen in den Wirtschaftsstrukturen nicht mehr aus: Durch Konzentrationen auf Kerngeschäfte und anderweitige Rationalisierungsmassnahmen, bauen bestehende Grossunternehmen derzeit mehr Arbeitsplätze ab als sie schaffen. Damit erwächst andererseits ein Potential an Nischenmärkten, das von jungen innovativen Unternehmen besetzt werden müsste. Ausserdem werden im Rahmen von Effizienzbemühungen in der Wirtschaft zunehmend dieselben Forderungen auch an öffentliche Einrichtungen gestellt. Dabei wird vor allem der Ertrag der Ausbildungsinvestitionen als zu gering betrachtet: Investitionen in das Ausbildungssystem schlagen sich nur ungenügend in wirtschaftlichen Erfolgen und in gesamtwirtschaftlicher Leistungsfähigkeit nieder. Dieses Phänomen wird für ganz Europa diagnostiziert und als 'europäisches Innovations-Paradoxon' bezeichnet. Untersuchungen und Statistiken über Unternehmensgründungen sind in der Schweiz erst sehr rudimentär vorhanden, vertiefte Studien existieren vor allem für Deutschland. Hier bringen Studien, die vor allem den Erfolg von Unternehmensgründungen fokussieren, erstaunliches zutage: Demnach sind Unternehmensgründer mit Hochschulabschluss (inklusive Doktorat) überdurchschnittlich erfolgreicher als die anderen. Der Grund dafür liegt nicht zuletzt darin, dass dieser Personenkreis vorwiegend innovative technologieorientierte Unternehmen teilweise in Nischenmärkten gründet und damit auf gute Markchancen trifft. Voraussetzung für eine Tätigkeit in diesen Wirtschaftsbereichen ist in der Regel ein Hochschulstudium. Keine Überraschung ist demzufolge die Dominanz von männlichen Gründern in diesen Bereichen. Konsequenterweise überrascht denn auch nicht, dass die öffentlichen Förderprogramme für technologieorientierte Unternehmensgründungen nahezu ausschliesslich männlichen Gründern zugute kommen. Insgesamt betrachtet ist die Neugründungsrate von Unternehmen aus Hochschulen und Forschungseinrichtungen jedoch recht gering. Das belegen auch neueste Untersuchungen aus der Schweiz: Der Löwenanteil der Jungunternehmer war vor der Selbständigkeit sogar in derselben Branche tätig. Entsprechend diesem Sachverhalt sind auch die meisten Gründer dieser Jungunternehmen selbst nicht mehr jung, sondern bei der Gründung im Durchschnitt etwa 38 Jahre alt. Die derzeit am IDT durchgeführte Studie "Hochschulen als Impulsgeber für Spin-offs" untersucht das Ausmass von Unternehmensgründungen aus Hochschulen in der Region Ostschweiz. Hauptaugenmerk liegt dabei auf deren Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt, auf den Ansiedlungsmustern der Neugründungen, den Gründen für die erfolgte Unternehmensgründung sowie auf dem Einfluss der Hochschulen beim Gründungsprozess. Ziel ist es, aus den gewonnenen Erkenntnissen ein idealtypisches Fördermodell unter geschlechtsneutralen Förderprinzipien für Neugründungen aus Hochschulen zu entwickeln.
Language
German
HSG Classification
contribution to scientific community
Refereed
No
Publisher
IDT-HSG
Subject(s)
Eprints ID
13636