Giovanni Gentile und die 'Faschistisierung' des Aktualismus. Zur Deformation einer idealistischen Philosophie
Journal
Acta Universitatis Reginaehradecensis, Humanistica
Type
journal article
Date Issued
2008-07-26
Author(s)
Abstract (De)
Giovanni Gentile war Philosoph und er war Faschist. Der Philosoph des Faschismus hingegen war er nicht. Als Philosoph entwickelte Gentile zwischen 1899 und 1916 ein kompliziertes neuidealistisches Gedankengebäude, das er aufgrund seiner Betonung des sich kontinuierlich auffrischenden Denkprozesses "Aktualismus" nannte. Am 31. Oktober 1922 wurde Gentile in Mussolinis Kabinett berufen und trat bald darauf dem Partito Nazionale Fascista bei. In den folgenden Jahren entwickelte Gentile ein faschistisches Staatskonzept, dem er selbstbewusst "totalitären Charakter" zusprach.
Aktualismus und Gentiles faschistisches Staatskonzept werden heute häufig als in einem organischen Zusammenhang stehend beschrieben - und Gentile in der Folge zum "Philosophen des Faschismus" erklärt. Dabei kann sich eine solche Interpretation nicht nur auf Argumente von politischen und philosophischen Gegnern stützen, sondern auch auf das Urteil von Giovanni Gentile selbst. Wie im vorliegenden Artikel jedoch gezeigt wird, fördert eine systematische Werkanalyse ein anderes Bild zu Tage. Ein Vergleich von Gentiles Aktualismus mit seinen Schriften zur Verteidigung des Faschismus lässt erkennen, dass das faschistische Staatskonzept weder als stringente Weiterentwicklung des Aktualismus, noch als dessen philosophisch konsistente Anwendung auf die historische Situation gewertet werden kann. Vielmehr drängt sich der Eindruck auf, dass der Erste Weltkrieg einen gravierenden Einschnitt in Gentiles Denken hervorrief, infolgedessen er sein politisch-philosophisches Werk neu justierte
Aktualismus und Gentiles faschistisches Staatskonzept werden heute häufig als in einem organischen Zusammenhang stehend beschrieben - und Gentile in der Folge zum "Philosophen des Faschismus" erklärt. Dabei kann sich eine solche Interpretation nicht nur auf Argumente von politischen und philosophischen Gegnern stützen, sondern auch auf das Urteil von Giovanni Gentile selbst. Wie im vorliegenden Artikel jedoch gezeigt wird, fördert eine systematische Werkanalyse ein anderes Bild zu Tage. Ein Vergleich von Gentiles Aktualismus mit seinen Schriften zur Verteidigung des Faschismus lässt erkennen, dass das faschistische Staatskonzept weder als stringente Weiterentwicklung des Aktualismus, noch als dessen philosophisch konsistente Anwendung auf die historische Situation gewertet werden kann. Vielmehr drängt sich der Eindruck auf, dass der Erste Weltkrieg einen gravierenden Einschnitt in Gentiles Denken hervorrief, infolgedessen er sein politisch-philosophisches Werk neu justierte
Language
German
Keywords
Giovanni Gentile
Aktualer Idealismus
Politische Theorie des Faschismus
HSG Classification
contribution to scientific community
Refereed
No
Publisher
Facultas Paedagogica
Publisher place
Hradec Kralove
Volume
1
Number
1
Start page
119
End page
136
Pages
18
Subject(s)
Division(s)
Eprints ID
46650
File(s)![Thumbnail Image]()
Loading...
open.access
Name
Beckstein (2008) Giovanni Gentile und die Faschistisierung des Aktualismus.pdf
Size
7.14 MB
Format
Adobe PDF
Checksum (MD5)
dfb926a9b66d9fcb5273e3caa6739240