Art Unlimited? Dynamiken und Strukturen des globalen Kunstmarktes: Ethnographische Annäherungen auf der Art Basel Hong Kong

Die Rede von einer rapiden Globalisierung des Kunstmarktes ist heute allgegenwärtig, ohne dass Einigkeit darüber bestünde, welche Dynamiken einen solchen Prozess eigentlich auszeichnen. Das Konzept der Globalisierung erscheint hochgradig vieldeutig und beschreibt je nach Perspektive hegemoniale Formen der "Landnahme", der Eroberung neuer Märkte an der Peripherie durch marktmächtige Unternehmen und Akteure im Zentrum des Weltmarktes, damit einhergehend eine Durchsetzung des im Zentrum historisch herausgebildeten ökonomischen und kulturellen "main stream" und eine Nivellierung und Standardisierung der auf diesen "herrschenden Geschmack" zugeschnittenen kulturellen Güter, oder im Gegenteil als eine von den Peripherien her kommende, mehr oder weniger autonome Beteiligung an der freien Produktion von Kunstgütern, an transnationalen Austauschprozessen mit je autochthonen Produkten und damit einhergehend eine zunehmende Diversifizierung der Angebote und letztlich die Bereicherung einer "Welt-Kunst".

Das zunächst als Pilotstudie konzipierte Projekt fragt nach dieser Struktur und Dynamik von Globalisierungsprozessen des Kunstmarktes am exemplarischen Ort Hong Kong, an dem die Art Basel in diesem Jahr ihre Strategie der "Globalisierung" fortsetzt. Die Forschungsfragen gelten vor allem den Charakteristika und den Effekten der erkennbaren soziohistorischen Ungleichzeitigkeiten, kulturellen Diskrepanzen und unterschiedliche Mentalitäten im Hinblick auf das Verhältnis zwischen dem seit dem neunzehnten Jahrhundert historisch ausgebildeten "westlichen" Kunstmarkt und dem emergenten Feld der Kunst an seinen globalen Peripherien. Von den Ergebnissen der hauptsächlich als Feldforschung angelegten Pilotstudie werden nicht nur neue Einblicke in die ökonomischen und kulturellen Dimensionen der konkreten Prozesse einer "Globalisierung" des Kunstmarktes erwartet, sondern auch generelle Anstösse zur weiteren Theoretisierung der zeitgenössischen "Regeln der Kunst".