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Die Universität St. Gallen als Wirtschaftsfaktor. Wem nutzt die Universität St. Gallen wirklich?
Type
newspaper article
Date Issued
2000-01-01
Author(s)
Wilhelm, Beate
Abstract (De)
Studierende stellen die grössten Nutzniesser der Universität St. Gallen dar: Sie nehmen ihre Leistungen in Anspruch, verlassen dann aber die Region nach dem Studium wieder. Eine verhängnisvolle Investition der Stadt und des Kantons St. Gallen also? Universitäten im allgemeinen, wie auch die Universität St. Gallen im speziellen, haben sowohl einen gesellschaftlichen als auch einen wirtschaftlichen Auftrag: Sie dienen der Verbesserung des Wissenskapitals der Bevölkerung (=Investition), womit in mittel- bis langfristiger Hinsicht die Innovations- und Leistungsfähigkeit der Wirtschaft gestärkt werden soll (=Ertrag). Dem liegt die Annahme zugrunde, dass der zu erwartende Ertrag um so höher ist, je mehr Investitionen getätigt werden. Hinweise darauf, dass diese Annahme so nicht funktioniert, gibt es zuhauf: Störungen in diesem Ablauf resultieren immer wieder in teilweise hitzigen Diskussionen über die Höhe öffentlicher Bildungsausgaben. Am Beispiel der Universität St. Gallen lässt sich das Trilemma recht deutlich darstellen, in dem sich aber auch andere Hochschulen befinden: Das Trilemma der Universitäten liegt zunächst darin, dass sie für unterschiedliche Gruppen unterschiedlichen Nutzen schaffen und die Nutzniesser nicht identisch mit den Gruppen der Finanzierer bzw. Kostenträger sind. Universitäten leisten im einzelnen einen dreifachen Nutzen: (1) Ausbildung: Davon profitieren in erster Linie die Studierenden, von denen rund 16 Prozent aus dem Kanton St. Gallen stammen. Ein eng damit zusammenhängendes Problem ist die hohe Abwanderungsrate der Studierenden nach Studienabschluss. (2) Beschäftigung: Die Universität St. Gallen beschäftigt mehr als 900 Personen. Sie gehört damit zu den grössten Arbeitgebern in der Stadt St. Gallen. Und die meisten dieser Personen geben das Geld überwiegend wieder in der Region aus. (3) Wirtschaft: Sie ist letztendlich der grösste Nutzniesser der Universitäten; für sie entstehen sowohl kurzfristige, als auch mittel- bis langfristige Effekte: Kurzfristige Effekte betreffen vor allem Lieferanten, welche von den erheblichen Leistungseinkäufen der Universität profitieren. Unternehmen allgemein verbessern ihre Innovations- und damit ihre Wettbewerbsfähigkeit mittel- bis langfristig durch Wissenstransfer mit der Universität und deren Instituten über Kooperationen, gemeinsame Projekte und Entwicklungen sowie durch Auftragsvergaben. Mittel- bis langfristige Effekte entstehen darüber hinaus auch dadurch, dass die direkt von der Nachfrage betroffenen Zulieferer der Universität wiederum bei ihren Zulieferern Einkommens- und Beschäftigungseffekte auslösen. Insgesamt werden dadurch erhebliche Multiplikatoreffekte in der Region erzielt. Der langfristig jedoch bedeutendste Nutzenaspekt wird durch die Beschäftigung von Hochschulabsolventen in bestehenden Unternehmen, (halb-)öffentlichen Einrichtungen und in Neugründungen erreicht. Am Institut für Öffentliche Dienstleistungen und Tourismus (IDT-HSG) wird derzeit eine Studie durchgeführt, die nicht nur die Kosten der Universität St. Gallen ermittelt, sondern auch deren Nutzen im zeitlichen Verlauf aufzeigt. Dabei stellt sich heraus, dass nicht alle Bereiche der Universität gleichermassen der regionalen Wirtschaft dienen oder mit ihr verflochten sind und das aufgrund ihrer Aufgabenstellung auch gar nicht sein können. Erste Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass Universitäten insgesamt vielmehr ein Nutzen- als ein Kostenfaktor darstellen.
Language
German
HSG Classification
contribution to scientific community
Refereed
No
Publisher
IDT-HSG
Subject(s)
Eprints ID
13637