Aktuelle Entwicklungen: International Accounting, Zukunft des deutschen Bilanzrechts sowie des US-Steuer- und -Wirtschaftsrechts - Tagungsbericht zum 4. Gesprächskreis der German CPA Society e.V. am 18.04.2008 in Heidelberg (mit Brinkmann, Ralph; von Hennigs, Reinhard; Spiess, Alexander; Volkers, Arne)

Die internationalen Standards der Rechnungslegung (IFRS/IAS) sind weltweit, in Europa, in Deutschland und mittlerweile sogar in den USA unaufhaltsam auf dem Vormarsch, wobei die Komplexität und die Änderungsdynamik der IASB-Verlautbarungen stetig zunimmt und nicht - wie vielfach gewünscht - reduziert wird. Die im November 2007 durch die US-Börsenaufsicht SEC verkündete Anerkennung der IFRS (unter Verzicht auf die Überleitungsrechnung auf US-GAAP) für Zwecke der Einreichung von Abschlüssen der Foreign Private Issuer stellt einen weiteren Meilenstein dar, dessen erhebliche Auswirkungen zumindest vermutet werden können: Als nächster Schritt wird in den USA bereits diskutiert, auch den US-Unternehmen die Erstellung ihrer Abschlüsse ausschliesslich nach IFRS zu gestatten - aus Gründen der Vergleichbarkeit der Abschlüsse und zur Vermeidung einer "Inländerdiskriminierung". Die sich dadurch abzeichnende, vordergründig abnehmende Bedeutung der US-GAAP könnte sich als Trugschuss erweisen. Es ist davon auszugehen, dass SEC und FASB und weitere US-Institutionen das Standard-Setting beim IASB in Zukunft verstärkt beeinflussen werden, um die Interessen der Investoren der US-Kapitalmärkte zu wahren. Der ohnehin starke angloamerikanische Einfluss beim IASB dürfte dadurch noch steigen und dies könnte dazu führen, dass die US-GAAP die weitere Entwicklung der IFRS/IAS inhaltlich wesentlich prägen werden.
Weitere Meilensteine sind in Vorbereitung: Durch das Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz (BilMoG) soll das HGB auch für den Jahresabschluss flächendeckend in weiten Teilen an internationale Rechnungslegungsgepflogenheiten angenähert werden und von vermeintlich überkommenen Wahlrechten befreit werden. Im Wettbewerb mit dem BilMoG steht der IASB-Entwurf "IFRS for Small and medium-sized Entities (SMEs), dessen derzeit ungewisse Zukunft wohl von der Umsetzung der zahlreichen Stellungnahmen und der darin geäusserten Kritik (und Verbesserungsvorschlägen) durch dass IASB abhängen wird.
Die im Rahmen des 4. Gesprächskreises adressierten Spezialthemen zum US-Steuer- und Wirtschaftsrecht ermöglichen den aus Unternehmenssicht zwingend erforderlichen "Blick über den Tellerrand von Accounting and Auditing". Deutsche Unternehmen mit aktuellem US-Bezug bzw. Investitionsabsichten in den USA werden von den im Zusammenhang mit den Präsidentschaftswahlen anstehenden Rechtsänderung in den USA unmittelbar betroffen sein. Die Wahlprogramme der Kandidaten lassen bereits jetzt Prognosen über die weiteren Entwicklungen in den USA zu. Ein weiteres Thema mit höchst aktuellem Bezug sind Immobilien-Investitionen in den USA: Der schwache US-Dollar und die nicht verstummenden Nachrichten über die US-Subprime-Kreditkrise führen in der Praxis zu verstärktem Interesse ausländischer Investoren an US-Immobilien. Derartige Investitionen sollten jedoch nicht ohne fundierte Analyse der US-steuerrechtlichen Folgen durchgeführt werden.