"Bildung für alle!" - ein Melodram?
Type
conference paper
Date Issued
2011-04-11
Author(s)
Abstract (De)
Der Beitrag beschäftigt sich mit dem gesellschaftspolitischen Ziel "Bildung für alle", das als Appell - oder polemischer: "Mantra" (Thilo Sarrazin) - von der deutschen Politik regelmässig beteuert wird. Dieser Anspruch, prominent geworden im Zuge der Bildungsexpansion seit den 1950er Jahren, steht im Gegensatz zu empirischen Erkenntnissen nicht nur im Zuge der PISA-Studien, dass in Deutschland wie in kaum einem anderen europäischen Land Bildungsungleichheit durch Schichtensegregation in der Schule perpetuiert wird. Wunsch und Wirklichkeit, Kopf (das allgemeingültige Konzept) und Körper (in seiner vom Umfeld geprägten Besonderheit) klaffen bei diesem Schlüsselproblem eines rohstoffarmen und demographisch alternden Land weit auseinander. Was derart im Alltag der Betroffenen als schieres Faktum, Benachteiligung und Frustration wahrgenommen wird, erhält im massenmedialen Diskurs über diese Diskrepanz häufig die narrative Form des Melodrams. Dieses Erzählmuster, so wird anhand einer exemplarischen Analyse des Fernsehfilms ZIVILCOURAGE mit Götz George argumentiert, stellt durch die prominente Position des unschuldigen Opfers einen Gefühlsraum her, der das Festhalten am Wunsch trotz der widrigen Wirklichkeit, dass es für viele Kinder und Jugendliche schon zu spät ist, ermöglicht. Die diskursive Funktion dieser Erzählung ist die Aufrechterhaltung der Fiktion von gesellschaftlicher Partizipation qua Anerkennung des Opfers - als Anerkennung des Scheiterns des modernen Ideals der Gerechtigkeit
Language
German
Keywords
Melodram
Opfer
Bildung
Migration
TV-Spielfilm ZIVILCOURAGE (2010)
HSG Classification
contribution to scientific community
HSG Profile Area
SHSS - Kulturen, Institutionen, Maerkte (KIM)
Refereed
No
Event Title
Melodrama - zwischen Populärkultur und Moralisch-Okkultem
Event Location
Universität Augsburg
Event Date
11.4.2011
Subject(s)
Division(s)
Eprints ID
96868