Lernen, behindert zu werden : Persönliche Gedanken zum Ereignis Sehverlust

RP (Retinitis pigmentosa) wurde bei mir diagnostiziert, als ich ca. 16 Jahre alt war. Ausser einem vielleicht etwas schlechterem Nachtsehen hatte ich dazumal aber keine nennenswerten Einschränkungen. Ausserdem war ich ja 16. Da gab es natürlich eine ganze Reihe wichtigerer Dinge, als die Prognose des Augenarztes, dass ich in 15 oder 20 Jahren möglicherweise einmal Schwierigkeiten bekommen könne mit meinen Augen. Und Lastwagenfahrer zu werden (wovon mir der Augenarzt abriet…), hatte ich ohnehin nicht vor. - Die Sache mit den Augen wurde also erst einmal geparkt.
Inzwischen bin ich 33, und die Sache mit den Augen hat mich eingeholt. Auto fahre ich schon lange nicht mehr, eigentlich sollte ich, jedenfalls allein, auch nicht mehr Velo fahren, die meisten meiner Lieblingssportarten aus der Jugendzeit sind passé und mei-ne eigene Handschrift kann ich auch nicht mehr wirklich lesen. Den Text, den ich gerade verfasse, lese ich im Wesentlichen nicht mehr mit den Augen, sondern mit den Ohren. Die vielleicht interessanteste Erfahrung, die ich im Zusammenhang mit dem Verlust meiner Sehkraft mache, ist aber die, "behindert zu werden". Wie ich darauf komme und wie ich das meine, möchte ich hier gerne kurz erläutern.

http://www.retina.ch/files/retina-journal/pdf/retina-journal-1-2-2013-d.pdf