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Fürsorge(n) im Alten- und Pflegeheim - organisationale Ambivalenzen: ein praxistheoretsicher Beitrag zur Fürsorgeethik
Type
doctoral thesis
Date Issued
2019-09-16
Author(s)
Abstract (De)
Der Gesundheitssektor erfährt in den letzten Jahren immer mehr Professionalisierung. Folglich nehmen Standardisierungsprozesse zu, während für die Basisarbeit der zwischenmenschlichen Fürsorge immer weniger Zeit zur Verfügung steht. Mit dem Ziel Fürsorgearbeit kalkulierbarer zu machen und die darin enthaltenen Ambivalenzen auf ein Minimum zu reduzieren, wächst aber nach und nach auch die Unzufriedenheit im Gesundheitswesen.
Die vorliegende Dissertation beschäftigt sich kritisch mit diesen Entwicklungen im Kontext der Altenpflege und geht der Frage nach, was »gute« Fürsorge in einem Pflegeheim ausmacht. Auf Basis dessen untersucht sie unterschiedliche Aspekte von Fürsorge und setzt sie in Bezug zueinander. Vor dem Hintergrund praxistheoretischer Annahmen wird folglich die Analyse mit Hilfe relationaler Konzepte von Fürsorge und Humor entwickelt..
Im ersten Teil der Arbeit wird gezeigt, wie Fürsorge im Alten- und Pflegeheim durch ein Geflecht alltäglicher Fürsorgepraktiken hergestellt wird. Diese Praktiken werden wiederum von zwei verschiedenen Fürsorgelogiken inspiriert: zum einen eine professionelle Logik, die im Abeitsalltag dominiert und einer Ethik der Gerechtigkeit folgt, und zum anderen eine relationale Logik, welche auf einer Ethik der Fürsorge basiert. Beide verfügen über spezifische Qualitäten, die das Erleben der Fürsorge maßgäblich prägen. Die Arbeit veranschaulicht demnach, wie der Pflegealltag performativ aus ständigen Aushandlungsprozessen zwischen unterschiedlichen Fürsorgepraktiken und ihren jeweiligen Qualitäten hervorgeht. Manchmal streben sie ähnliche Ziele an, manchmal stehen sie im Widerspruch zueinander. Diese kontinuierliche Aushandlung wird als Prozess des Bastelns gerahmt.
Anhand von vier Fürsorgepraktiken, welche im Zuge einer Ethnografie in einem Alten- und Pflegeheim in Deutschland beobachtet wurden, wird dieser Bastelprozess illustriert und analysiert. Der spezifische Fokus auf das Zusammenspiel der Fürsorgepraktiken im Alltag, ermöglicht schliesslich eine Erweiterung des Fürsorgekonzepts auf zwei Ebenen: Erstens wird verdeutlicht, dass Fürsorgepraktiken multidirektional sind, und zweitens zeigt sich, dass Fürsorgepraktiken nicht immer Harmonie herstellen, sondern es auch produktiv ist, wenn sie disharmonisch sind. Auf Basis dessen wird eine «praktische Ethik der Fürsorge» entwickelt, welche die Wichtigkeit von Vielfalt und Diversität in der Fürsorgearbeit zwischen unterschiedlichen AkteurInnen in Alten- und Pflegeheimen sichtbar macht.
Im zweiten Teil der Arbeit wird die praktische Ethik der Fürsorge am Beispiel der Praktik des Clownens verdeutlicht. Diese stellt eine humoristische Intervention dar, welche im Gegensatz zum Pflegealltag aktiv mit Ambivalenzen spielt und rein relational funktioniert. In diesem Sinne kann gesagt werden, dass Clownen in sich selbst einer relationalen Logik von Fürsorge folgt. Anhand von drei konkreten Effekten der Praktik des Clownens wird gezeigt, wie Clownen als Intervention durch das Herstellen eines humorvollen Modus in die prekäre Balance zwischen der professionellen und relationalen Logik eingreift. Schliesslich wird illustriert, wie Clownen einen Raum für Andersartigkeit schafft und damit zum übergeordneten Ziel einer praktischen Ethik von Fürsorge beitragen kann.
Die vorliegende Dissertation beschäftigt sich kritisch mit diesen Entwicklungen im Kontext der Altenpflege und geht der Frage nach, was »gute« Fürsorge in einem Pflegeheim ausmacht. Auf Basis dessen untersucht sie unterschiedliche Aspekte von Fürsorge und setzt sie in Bezug zueinander. Vor dem Hintergrund praxistheoretischer Annahmen wird folglich die Analyse mit Hilfe relationaler Konzepte von Fürsorge und Humor entwickelt..
Im ersten Teil der Arbeit wird gezeigt, wie Fürsorge im Alten- und Pflegeheim durch ein Geflecht alltäglicher Fürsorgepraktiken hergestellt wird. Diese Praktiken werden wiederum von zwei verschiedenen Fürsorgelogiken inspiriert: zum einen eine professionelle Logik, die im Abeitsalltag dominiert und einer Ethik der Gerechtigkeit folgt, und zum anderen eine relationale Logik, welche auf einer Ethik der Fürsorge basiert. Beide verfügen über spezifische Qualitäten, die das Erleben der Fürsorge maßgäblich prägen. Die Arbeit veranschaulicht demnach, wie der Pflegealltag performativ aus ständigen Aushandlungsprozessen zwischen unterschiedlichen Fürsorgepraktiken und ihren jeweiligen Qualitäten hervorgeht. Manchmal streben sie ähnliche Ziele an, manchmal stehen sie im Widerspruch zueinander. Diese kontinuierliche Aushandlung wird als Prozess des Bastelns gerahmt.
Anhand von vier Fürsorgepraktiken, welche im Zuge einer Ethnografie in einem Alten- und Pflegeheim in Deutschland beobachtet wurden, wird dieser Bastelprozess illustriert und analysiert. Der spezifische Fokus auf das Zusammenspiel der Fürsorgepraktiken im Alltag, ermöglicht schliesslich eine Erweiterung des Fürsorgekonzepts auf zwei Ebenen: Erstens wird verdeutlicht, dass Fürsorgepraktiken multidirektional sind, und zweitens zeigt sich, dass Fürsorgepraktiken nicht immer Harmonie herstellen, sondern es auch produktiv ist, wenn sie disharmonisch sind. Auf Basis dessen wird eine «praktische Ethik der Fürsorge» entwickelt, welche die Wichtigkeit von Vielfalt und Diversität in der Fürsorgearbeit zwischen unterschiedlichen AkteurInnen in Alten- und Pflegeheimen sichtbar macht.
Im zweiten Teil der Arbeit wird die praktische Ethik der Fürsorge am Beispiel der Praktik des Clownens verdeutlicht. Diese stellt eine humoristische Intervention dar, welche im Gegensatz zum Pflegealltag aktiv mit Ambivalenzen spielt und rein relational funktioniert. In diesem Sinne kann gesagt werden, dass Clownen in sich selbst einer relationalen Logik von Fürsorge folgt. Anhand von drei konkreten Effekten der Praktik des Clownens wird gezeigt, wie Clownen als Intervention durch das Herstellen eines humorvollen Modus in die prekäre Balance zwischen der professionellen und relationalen Logik eingreift. Schliesslich wird illustriert, wie Clownen einen Raum für Andersartigkeit schafft und damit zum übergeordneten Ziel einer praktischen Ethik von Fürsorge beitragen kann.
Language
German
Keywords
Fürsorge
Altenpflege
Ethics of Care
Humor
Clown
HSG Classification
contribution to scientific community
Subject(s)
Division(s)
Eprints ID
257947