Historische Belletristik : Eine neue Kontroverse um den Russland-Historiker Orlando Figes

Orlando Figes, der an der University of London lehrt, ist der Superstar unter den Russland-Historikern. Seine Bücher «Die Tragödie eines Volkes» (1996), «Nataschas Tanz» (2002) und «Die Flüsterer» (2007) wurden zu Bestsellern. Übersetzungen seiner Werke erschienen in sechsundzwanzig Sprachen. Das Geheimnis von Figes' Erfolg liegt in der Fähigkeit des Autors, historische Ereignisse in eine melodramatische Handlung einzubetten. Diese Besonderheit zeigt sich schon in seiner Themenwahl: Sein neuestes Buch, «Just send me word», rekonstruiert eine ergreifende Liebesgeschichte zwischen einem Gulag-Häftling und seiner Braut in Moskau in den Jahren 1941 bis 1954. Auch Regisseure sind auf Figes' Erzähltalent aufmerksam geworden: Eine Episode aus den «Flüsterern» wurde unter dem Titel «Stalins Liebling» im Londoner National Theatre aufgeführt, die Kulturgeschichte «Nataschas Tanz» bildet den Hintergrund für die Neuverfilmung von «Anna Karenina» mit Keira Knightley in der Hauptrolle der Kinostart ist für diesen September vorgesehen.