Modernisierungsdiktatur oder archaisches Gewaltregime? : Jörg Baberowski analysiert den Stalinismus noch einmal

«Recht haben zu müssen, ist anstrengend», schreibt Jörg Baberowski in der Einleitung zu seinem neuen Buch «Verbrannte Erde». Bereits 2003 hatte er mit dem «Roten Terror» eine Geschichte des Stalinismus vorgelegt. Methodisch stützte er sich damals auf den Soziologen Zygmunt Bauman und interpretierte den Stalinismus als Modernisierungsdiktatur. Mittlerweile erscheint ihm dieser Ansatz als «Unfug» die Anstrengung bestand für Baberowski vor allem darin, sich selbst zu widerlegen. Er entkoppelt nun die Moderne und die stalinistische Gewaltherrschaft voneinander und vertritt die Ansicht, Stalin habe der sowjetischen Gesellschaft archaische, vormoderne Verhaltensformen und Vorstellungen aufgezwungen.