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Impression Management in der Schweizer Lageberichterstattung
Type
doctoral thesis
Date Issued
2020
Author(s)
Abstract (De)
Spätestens seit der Finanzkrise 2007/2008 sind narrative Bestandteile der Finanzberichterstattung zu einer immer wichtigeren Informationsquelle für Investoren geworden. Gleichzeitig finden verschiedene Forscherinnen und Forscher vermehrt Indikatoren dafür, dass freiwillige narrative Publikationen nicht nur wertrelevante Zusatzinformationen enthalten, sondern teilweise opportunistisch gestaltet sind, um Impression Management auszuüben. Obwohl für den Gebrauch vieler in der Literatur beschriebener Impression- Management-Instrumente diverse Indizien gefunden wurden, gestaltet sich der empirische Nachweis bislang schwierig. In dieser Arbeit wird der Versuch unternommen, diese Forschungslücke durch den Nachweis verschiedener Impression-Management-Strategien in der Schweizer Lageberichterstattung zu schliessen. Mit einer neu entwickelten Analysesoftware und selbst erstellten Wortlisten werden 170 Lageberichte von 17 Unternehmen aus dem SMI und SMIM in einer Longitudinalstudie linguistisch untersucht. Anschliessend werden verschiedene multiple Regressionsanalysen und weitere statistische Auswertungen durchgeführt, um Impression Management nachweisen zu können. Es zeigt sich, dass mit dem bisherigen auf rein ökonomischen Theorien basierenden Forschungsansatz auch für Schweizer Unternehmen keine robusten Forschungsresultate erzielt werden können. Mit einem in dieser Arbeit neu entwickelten Ansatz, der auch psychologische und soziologische Theorien miteinbezieht, lassen sich die Impression- Management-Aktivitäten von Unternehmen deutlich besser erklären und diverse Instrumente empirisch nachweisen. Die Resultate zeigen, dass Manager keine thematische Manipulation vornehmen, sondern sich schlechte Ergebnisse auch in einem negativeren Ton der Texte niederschlagen. Ein negativerer Ton führt allerdings zu einem signifikant höheren Einsatz von Impression Management. Unternehmen, die mehr negative Inhalte kommunizieren müssen, lassen vermehrt inopportune Informationen, die nicht berichtspflichtig sind, aus. Zudem werden die veröffentlichten negativen Informationen häufig in Fliesstexten „versteckt“ und in ihrer Wirkung mit bestimmten Adjektiven und Adverbien („Downtonern“) abgeschwächt. Positive Informationen werden hingegen zumeist in visuell und strukturell hervorgehobenen Textelementen publiziert und mit sogenannten „Intensifiern“ aufgewertet. Auch der Einsatz von Prozentvergleichen erfolgt strategisch und signifikant häufiger in guten als in schlechten Zeiten. Zusätzlich zeigen die Ergebnisse, dass Lageberichte mit vielen negativen Inhalten eine schlechtere Lesbarkeit aufweisen sowie positive und negative Entwicklungen oft opportunistisch internen und externen Ursachen zugeschrieben werden. Damit leistet diese Arbeit sowohl mit dem innovativen Forschungsdesign als auch durch die Ergebnisse einen wesentlichen Beitrag zur Impression-Management-Forschung. Des Weiteren haben die Resultate eine hohe praktische Relevanz, da sich die nachgewiesenen Beeinflussungsstrategien auf Investoren und vor allem auf nicht-professionelle Nutzer der Berichterstattung auswirken können, für die der Lagebericht zum wichtigsten Medium der Finanzberichterstattung geworden ist.
Language
German
Keywords
Jahresabschluss
Lagebericht
Zwischenbericht
Publizität
Imagepolitik
Selbstdarstellung
Hochschulschrift
Schweiz
Lagebericht
Zwischenbericht
Publizität
Imagepolitik
Selbstdarstellung
Hochschulschrift
Schweiz
HSG Classification
contribution to scientific community
Subject(s)
Division(s)
Eprints ID
260127