Es sind nicht in erster Linie abstrakte Normenbegründungsfragen oder Probleme der Rechtfertigung des moralisch zulässigen Staates, die Buchanan zu seiner Vertragstheorie geführt haben. Buchanan betrachtet seine vertragstheoretischen Arbeiten vielmehr als Antwort auf einige politische Entwicklungen seit den 1960er Jahren - Entwicklungen, die er für äusserst bedrohlich hält. Im Auge hat er vor allem die USA, aber auch die anderen westlichen Demokratien nach ihrem Ausbau zu Interventions- und Leistungsstaaten. Seine Aufmerksamkeit gilt dabei besonders der staatlichen Kompetenzordnung sowie den Abläufen und Ergebnissen der politischen Verfahren. Diese von Buchanan als Diagnose verstandene Betrachtung spielt in seiner vertragstheoretischen Argumentation zwar keine grosse Rolle und wird von ihm auch nirgends differenziert dargelegt. Einer Erwähnung wert ist sie, weil sie ein Licht auf seine politisch-ideologische Grundeinstellung wirft und vorab einige Hinweise auf die Stossrichtung liefert, in der seine Überlegungen verlaufen.
Language
German
HSG Classification
contribution to scientific community
Refereed
No
Publisher
Hochschule St.Gallen, Forschungsstelle für Wirtschaftsethik