Berufsschwierigkeiten und Moraldilemmata von Richtern und Rechtsanwälten: Forschung und Weiterbildung zu einem tabuisierten Thema

Die Thematisierung von Berufsbelastungen bei Richtern und
Rechtsanwälten war lange tabuisiert und ist teilweise noch
heute ein Tabuthema. So wurde das Thema auch lange in der
Forschung nicht berücksichtigt. Die Tabuisierung von Berufsschwierigkeiten
liess sich früher auch bei Ärzten, Führungskräften
und Lehrern beobachten. In den letzten Jahren sind die steigenden
Arbeitsbelastungen dieser Berufsgruppen zu einem
wichtigen Forschungsgebiet der Psychologie geworden. Kann
man annehmen, dass Richter und Anwälte in ihrer Berufstätigkeit
nicht belastet sind oder dass beide Berufsgruppen nur erfolgreiche
Bewältigungsstrategien im Umgang mit ihren Schwierigkeiten
entwickeln? Dies wäre ein wichtiges Resultat, wenn es
so wäre. Um diese Frage wissenschaftlich zu klären, entstand ein
Forschungs- und Weiterbildungsprogramm an der Universität
St. Gallen. In diesem Artikel werden die vorläufigen Ergebnisse
des vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützen Projekts
«Moraldilemmata von Richtern und Rechtsanwälten: Berufsschwierigkeiten
und Bewältigungsstrategien aus rechtspsychologischer
Sicht» präsentiert. Weiterhin werden zwei Weiterbildungen
für Richter und Anwälte vorgestellt, die im Zusammenhang
mit dem Forschungsprojekt entwickelt wurden.