In Interviews mit Rechtsanwälten (N=31) wurden Einstellungen und Umgang mit der Wahrheit analysiert. Ein Teil der Anwälte erachtet das Wissen um die Wahrheit im vertretenen Falls als Voraussetzung für das gegenseitige Vertrauen in der Anwalt-Klient-Beziehung. Andere Anwälte betonen, dass die Wahrheitssuche nicht zu den Aufgaben des Anwaltes gehöre und diese "gar nicht wissen wollen". Diese Einstellung könnte dem Ruf der Anwälte als "eine Elite ohne Moral" oder mit der Loyalität des Anwältes zum Wohl des Klienten zusammenhängen, die viele Anwälte als ihre primäre Aufgabe sehen. Basierend auf dieser Fragestellung wurde eine schriftliche Befragung von Anwälten durchgeführt (N=1150), in der der Konflikt der Anwälte zwischen der Loyalität zu den Klienten und der Loyalität zu der Wahrheit (und zum Gesetz) analysiert wurde. Der Konflikt zwischen beiden Werten zeigte sich als eine zentrale Berufsschwierigkeit von Anwälten