Ausgehend von der anthropologischen Bestimmung der Gier als menschliche Grundkonstante und relationales Konzept, der christlichen Bezeichnung der Gier als Todsünde einerseits und der buddhistischen Sichtweise, welche Gier als eines der fünf hauptsächlichen Störgefühle begreift, die durch menschliche Ich- Anhaftung entstehen und so zu Leid führen, werde ich untersuchen, wie Gier und Begierde in Hesses "Siddhartha" dargestellt sind. In einem weiteren Schritt erkläre ich, ob und wie sich daraus das Paradoxon auflösen lässt, dass Siddharhta oft als Bildungsroman betrachtet und somit einer Gattung zugeteilt wird, für die Selbstfindung konstitutiv ist, es jedoch sowohl intertextuell als auch thematisch bei der Lebensbeschreibung Siddharthas, des späteren Buddha um das Erreichen von Erleuchtung, also die Aufgabe der Ich-Illusion und damit des Selbst geht.